Musik als Schichtung & Dichtung: Plunderphonics als hohes Prinzip

Für mich ist Musik immer eher etwas, das passiert. Etwas, das vorkommt, auf- und abschwappt, ein bojenartiges Auftachen klanglicher Ereignisse, die in der Summe natürlich mehr als ihre einzelnen Teile sind: insgesamt ein schönes Sirren, Simmern, Wimmern und Wummern, ein Leiern, Lärmen, Eiern und Oszillieren; ein Winden und Walzen und Walzern und Walgen innendrin erzeugen, im tiefen Walfischbauch des Innenohres und den dort angestöpselten Signalverwaltern, Klangentschlüsslern und Wortverstehern, kurz: den magischen Tools in Körper, Geist und dem anderem schrulligen Zeug, das uns als Menschen vom Stein zu unterscheiden scheint.…

Audio-Installation "Flutterbies" by Martin Hiller, Detail

Flutterbies – Audio-Installation for three guitars and electro-mechanical butterflies

„Flutterbies“ is an installation by Martin Hiller for multiple guitars played by electro-mechanical butterflies. The plastic butterflies are attached to flexible wires and set in motion by small electric motors. The butterflies, flutter, bounce, brush, strive & cling randomly over the strings of the guitars. An aleatoric, soothing, decelerated music evolves – constantly altering and meandering.…

Martin Hiller im Gespräch mit Schorsch Kamerun: Jugend – Distinktion, Dissidenz und DIY

[…] Die Jugend muss heutzutage also eine ganz schön anstrengende Zeit im Leben sein. Alles kann, nichts muss, aber alles am besten gleich auf einmal. Wo liegt da noch der Punk begraben? Oder gibt genau dieses öde, mediokre und so gar nicht virile, weil von Erwachsenen erdachte, der Nachkommenschaft als mediales Flimmern hingegossene Jugendbild den Nährboden für eine weiteren Bestand der Ideen des Punk? Gibt diese viel verfluchte Leistungsgesellschaft, die gern auch mal mit einem Augenzwinkern („Feiern ist das neue Arbeiten“) in ihre eigene Bigotterie blinzelt, nicht gar ein gutes Feindbild her? Gibt es zwischen den pflicht- und zielbewussten Jugendlichen da irgendwo noch ein paar richtige Hänger, deren leistungsunlustiges Rumhängen ein Rumoren schaffen kann? […]

Review: William Basinski – „A Shadow In Time“

[…] Das Werk Basinskis funktioniert ein Stück weit auch über seine schillernde Person. Ein bisschen wie eine Mischung aus einem Glamrock-Superstar und einem Show-Magier im Glitzerhemd schaut er ja aus, wenn er da so live versunken vor seinen Tonbandgeräten steht und über die dort entwehenden Klangfolgen zu wachen und zu meditieren scheint. Ja, er überlässt in seinen Stücken viel dem Zauber. Die sich selbst zersetzenden Bandschleifenloops auf „Disintegration Loops“ sind kaum mehr als, in alte Bandmaschinen eingespannte und in endlosen Wiederholungen laufende Bandschleifen. Auch auf „A Shadow in Time“ behält er dieses technische Setup bei. Es bandschleift hier abermals in markantem Magnetbandklang.
Eine von Basinskis Hauptaufgaben in seinen Kompositionen ist also das Finden des optimalen Loops. Er ist hier also der Selektor. Irgendwie sind wir somit auch beim Soundsystemischen und beim Dub — und damit wieder beim Magician, beim Wizard of Loops. […]

Review: Massimo Pupillo, Alexandre Babel, Caspar Brötzmann ‎– Live At Candy Bomber Studios Vol.1

[…] In all dem Wechselspiel aus Anspannen, Loslassen, Zerren, Reißen und Dehnen, Sehnen und Suchen ist all dieser wunderschön wummernde Lärm natürlich letztlich auch eine Meditation. Eine Musik, die von innen heraus sich schält, dann draussen ist, dort fremd und ängstlich erstmal, deshalb laut und wütend scheint, aus seinem tiefsten Inneren aber Krach und Kraft, und damit eine freundliche, in ihrem Wüten sonderbar gesunde Art von Lebendigkeit ausströmt. […]

Review: Philipp Priebe – „The Being of the Beautiful“

[…] Wiegenhaft plätschernd und in housigem Schunkel präsentiert es sich hier: das Being of the Beautiful. Das Wesen des Schönen und das Schöne und auch das Sein als Solches – mein Sein, dein Sein, irgendjemandes Sein, alles soll ein Sinnsein sein! — finden hier in unaufdringlicher Sanftheit eine Musik gewordene Entsprechung. Das erwähnte Technoseepferd wird hier zu einem House-Einhorn, einem edelschimmelweißen, feenhaften Ding, das da unten im Meer deiner salzigen Träume seine Runden zieht.

Schönheit, das vergessen oftmals ja viele, hat nämlich nichts mit Lautheit zu tun, ist nicht irgendein vordergründig präsentes Blenden, kein brüllposauniges, bürzelwackelndes Poserding, viel eher eben ein sedimenthaftes Schimmern und Funkeln — klandestin und sublim, Resultat einer Kunst der Zurücknahme und Weglassung: Minimal, weißt! […]

Review: Kreidler – „Tank“

[…] Wo Kreidler früher Wochen und Monate schraubten, bis es angemessen frickelte und klackerte, sollten die Justierungen und Präzisierungen bei Tank Teil des Aufnahmeprozesses sein. Kreidler beleben und bestücken hier als Groovemaschine die Räume und Frequenzen der Tracks. Die Instrumente navigieren sich durch allerlei Effektgeräte, nehmen Abzweigungen über fernere Umgehungswege und stoßen wieder in den Lauf der Klangstraße. Autobahn in kraftwerkschem Sinn also, klar. Und am Firmament die spitzen Lichter einer kalten Nacht in dieser Computerwelt, auch klar. Kreidlers Sound ist jedoch in belebter Weise angegrünt, vernebelt und zusammengeschoben. Die sechs Stücke auf Tank sind in ihrer sortierten Bestimmtheit ein vorwärts gerichteter Kraftschub, Entladungen komprimierter Energien, moosiger Retrofuturismus und infernalischer Cosmic-Funk. Der Basslauf verleiht dem ersten Stück New Earth eine ungreifbare Schwere, wie ihn auch die Einstürzenden Neubauten mit ihren mechanisch-monströsen Instrumenten Marke Eigenbau entfachten. Aus diesem düsteren Gerüst bäumen sich kreiselndes Rauschen und flächige Synthetikstreicher auf. Polyrhythmisches Geklacker bringt schimärische Leichtigkeit in diesen paranoiden Traumdurchmarsch. So geht es in allen Stücken: In bester Call&Response-Manier schichten sich die live gespielten Sequenzen und Patterns aufeinander. Ein großer Grundpuls bestimmt in allem die Richtung. […]

hearfeel.co.uk about „Blearies“ by Huey Walker

[…] an ethereal, one shot, freeform Ambient and Drone production that drifts pleasantly between subtle movements of sound, carefully measured excitations designed to give the listener the lightest impression of the sonic landscape drifting, well, blearily through the mix across its span. It’s opening movements imbibe that mysterious and aloof feeling well, burbling into life and making the entire piece feel dimly lit and subaqueous, the synths blobbing in the backfield as the surficial ripples distort the incoming light while a soft guitar drone haze begins to well up and provide the foundation stone for much of the music to come, suspended in this early liquid darkness. […]

Mutter – „Der Traum vom Anderssein“

[…] Um die Gruppe Mutter herrscht seit Gründung eine Art Kennerkult. Der strahlt so sehr als Mythos aus dem Feuilleton, den Kennergesprächen und den Independent-Zirkeln heraus, dass der Musik von Mutter immer der Eindruck des Sperrigen und Schwierigen vorauseilt. Das ist in dem Sinne schon Quatsch und bigott, da es die Annahme einschließt, das Kennen, das Feuilleton und der Independent seien erstmal irgendwie verquast, schwierig und sperrig. Komische Welt. Aber so handeln die Menschen nunmal: sie versuchen die Dinge, die sie umgeben in ihre Lebens-, Gemüts- und Gefühlswelten einzuordnen. Ein sehr einfacher Weg ist hierbei etwas im Spiegel von etwas anderem zu sehen, etwas als Abweichung zu deuten. Küchentischphilosophisch weiter gedacht meint das: Die Andersartigkeit, das Anderssein beschäftigt die Menschen. Mal pubertär als Gefühl nicht irgendwohinein zu passen. Dann als etwas, wovor man sich fürchtet, als angstmachendes Unbekanntes. Und ein anderes Mal ist das Anderssein ein Traum – ein Wunsch, ein Ideal, ein Wolkenbruch aus Möglichkeiten, der multimedial und dauernd über den Menschen abregnet. Das bringt manche Menschen an den Rand des Wahnsinns, weil es ihnen die Selbstsortierung und die Identitätsfindung so erschwert. Aus diesen Unsicherheiten in der Sorge um das eigene kleine Scheissglück entstehen bei Menschen Desillusion, Phlegma und ein taubes Gefühl von Ortlosigkeit. Bei anderen Menschen erzeugt es Feindseligkeiten, Hass, Kriege, Mord und Todschlag. Wieder andere lässt das alles kalt oder es gelingt ihnen, mit einem komplizierten System aus Dumpfheit, Ignoranz, Selbstherrlichkeit und Gleichgültigkeit drumherum zu kommen, sich unnötig viele Gedanken über sich und die Welt, die sie umgibt zu machen. Über all das – den menschlichen Irrsinn und wie man ihm begegnet – berichtet die Musik der Gruppe Mutter seit 30 Jahren. Ihr neues Album vertont in acht Stücken auf 53 Minuten diesen „Traum vom Anderssein“. Mal lieblich, ätherisch als in Shoegaze gewandete Weltdeutungswolken, dann wieder wummernd – nah am Frühwerk der Band – als brüllende, kaputte, alte, saure Hoffnung. […]

Review: Christiane Rösinger – „Lieder ohne Leiden“

[…] Rösinger reimt „Heiterkeit und Depression“ auf „Das kommt halt vor, das kennt man schon“ und dichtet sich und ihrer Hörerinnenschaft damit eine erträglichere Welt zusammen. Der Moment des Melancholischen wirkt auf Menschen, die diese edelste aller Gemütssorten nicht kennen, sie verdrängen oder einfach plump und ohne Nachfrage durch ihre empfindungsarmen Tage stolpern (wegen keine Zeit, keine Lust oder sowieso alles egal), erstmal spleenig, sperrig, ja fast „verkopft“ und schwierig. Das ist natürlich Quatsch. Christiane Rösingers Lieder sind mindestens ebenso kopf- wie herzlastig. Zwischen abwinkender Miesepetrigkeit, lustvollem Genörgel und „irgendwie süßem Wühlen in Vergeblichkeit“ (Lassie Singers, 1996) singt Christiane Rösinger immer noch über – so hieß auch mal ein Album von Britta – „Das schöne Leben“ zwischen Lieben und Leiden, zwischen Lustprinzip und lästigen Pflichten, zwischen kreativem Tun und prekärem Herumgekräpel. „Glück ist keine Bürgerpflicht“ singt sie und geht noch einen Schritt weiter und betont: „Glück und Liebe gibt’s gar nicht“. Das Wettern gegen die blöde alte Tante Love als Konstrukt zur Mehrsamkeit, Lebensbewältigung und Leidensaufteilung unter den Teilnehmern dieser Love ist mittlerweile ja eine Art rösingersches Trademark. Bei ihr ist Liebe und was da so an Suchen, Sehnen und Strampeln dranhängt, oft auch Grund für allerlei Zwist und Unbill im Leben. Einerseits ganz persönlich, als Traurigkeit, andererseits auch als Skepsis am gesamtgesellschaftlichen, zwischenmenschlichen Irrwitz. Als Betroffenheit, die sich fragt: „What the heck, was soll der Stress / Mit dem Pursuit of Happiness“. Hieran hängen natürlich – neben all den „uneingeladenen Gefühlen“ (Lassie Singers, 1996) – dann auch Diskurse um Gentrifizierung, Heteronormativität sowie lohn- und leistungsorientierter Arbeitswelt In „Wo bleibt der Mensch“ vom 1996 erschienenen Album „Hotel Hotel“ sangen die Lassie Singers mal – gewohnt kühn im Versmaß – „Ich habe kein Geld und weil ich nicht fremdbestimmt arbeiten will, wird das auch so bleiben“. Heute, zwanzig Jahre später, besingt Christiane Rösinger ein „Lob der stumpfen Arbeit“. Im so benannten Song klagt sie über den „Fluch dieser Tage“ und meint damit als „kreative Plage“ den lästig fremdbestimmtem Kunst- und Selbstverwirklichungswahnsinn, der einem von den Medien, den Mitmenschen oder einfach der eigenen, inneren Manie so vorgetanzt wird. Viel schöner, weil auf kürzerem Wege sinnstiftend, ist doch da die ehrliche Arbeit: „Müde all des Geschwätzes / Such ich was Handfestes / Statt ’ne neue Platte / Pflanz ich Blumenrabatte“ singt Christiane Rösinger. Als Musikerin, Schriftstellerin, ehemalige Labelbetreibern, gelegentliche Pop-Autorin und als Flittchenbar-Veranstalterin weiss sie, wovon sie spricht. Sie jammert jedoch nicht, sie stellt fest und gibt Empfehlungen. Und das macht sie – die Melancholie ist eine launige Natur – natürlich auch mit Drolligkeit und texttüchtiger Schläue. „Sich selber promoten / Das gehört verboten“ singt sie und betont „verboten“ in der zweiten Silbe ebenso englisch wie „promoten“.[…]

Judith Schalansky – Verzeichnis einiger Verluste (Suhrkamp Verlag, 2018)

In dem nun im Suhrkamp Verlag erschienenen „Verzeichnis einiger Verluste“ beschäftigt sich Schalansky mit nicht weniger als Allem und Nichts; mit dem großen Ganzen und – das liegt in der Natur der Sache – auch dem kleinen Bruchstückhaften. Das was als Verlust festgestellt wird, muss schließlich irgendwann mal da gewesen sein, in graduellen Abstufungen für manche mehr, für manche eben weniger. Martin Hiller nähert sich dem Buch in dieser, im Vorfeld einer von ihm moderierten Lesung Schalanskys, veröffentlichten Rezension.…

Randnotiz: Ahrenshoop, Du sommerblaue Schwitznudel

[…] Am Wasser sitzen zwei Sekt saufende Tanten auf zwei in den Sand gestanzten Stühlen zwischen den vernagelten Strandkörben. Sie winken und prosten mir hinter dem feuchten Wind zu. Ich kämpfe mich wie ein Küstenkamel durch das Ufer in Richtung Kurhaus, das sich wie ein Stapel riesiger Schachteln hinter der Böschung verschanzt. Sogar einen Schirm habe ich dabei. In der Bunten Stube kaufe ich ganz gelassen ein Buch und setze mich noch ein bisschen einfach so in den Regen. Ahrenshoop, ich bin dir ein guter Seebadbesucher. […]

Das Wohnungsinserat. Oder: wie ich mal mein 7-Quadratmeter-Hofzimmer zu vermieten versuchte

[…] Mit wechselndem Wetter schien der Schimmel im unbewohnten Zimmer überwunden und bald bot sich ein Freund an, dort einzuziehen. Mit seinem verschlafenen Gesicht sah er aus wie eine Mischung aus Sylvester Stallone und Adam Green, dem Sänger der Moldy Peaches. Wir kannten uns ganz gut aus dem Nachtleben der Stadt und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er schlicht aus gutem Herzen bei mir einzog. Denn auch er stellte schnell fest, dass das so richtig wohnlich dort nicht ist. Er nutzte diese Schachtel eines Zimmers eher als Abstellraum für seine veranstaltungstechnischen Geräte und weilte die meiste Zeit bei seiner Freundin. Auch er fand irgendwann eine größere Bleibe und ich hing ein lustloses Inserat in der Uni-Mensa aus – regelrecht in Angst vor dem Ansturm möglicher Interessenten. Mir war meine eigene Wohnungssuche immer schon ein Grusel, wie sollte es erst jetzt als Wohnraumanbieter werden? Wenn ich irgendwo sowas las wie „Wir sind keine Zweck-WG“ bewarb ich mich erst gar nicht, weil ich mutmaßte, dass es eine Art Verpflichtung zur Zwangsgeselligkeit in diesen schwarmhaft strukturierten, kumpellaunigen Wohngemeinschaften gab. Die Vorstellung, dort Teil einer real existierenden Sitcom zu sein, deprimierte mich. Viele meiner Freunde und Bekannten wohnten in solchen WGs. Landschaftsökologen, Punks und Pfadfinder, Zimmermänner und -frauen sowie andere Leute, die zwar ebenso wie ich ein Leben neben der bürgerlichen Normalkonfiguration führten, aus Gründen, die für mich mürrischen Menschen damals nicht immer nachvollziehbar waren, aber das Rudelsein sehr schätzten. In meinen düstersten Momenten erschienen mir paradoxerweise genau solche Wohngemeinschaften als ums Eck sehr zweckbedacht. Mein Dasein als Einsiedler hatte letztlich aber den selben Motor: ich wollte kein Leben, das allzu vielen äußeren Zwecken unterlegen war. […]

Reisetagebuch, Kreta 2016 – Siebenter Eintrag

[…] Nach einer längeren, schwippswegen auch zeitlosen Wanderschaft barfuß am Strand entlang, parallel zu den vom Mond gewässerten Gischtspitzen, lassen wir uns nieder auf den, jetzt nachts mietfrei zu habenden, unbevölkerten Pritschen, strecken liegend die Füße in den Nachtwind und nehmen hin und wieder einen Schluck. Der Strand ruht. Das Meer ufert endlos auf den mondbesalbten Sand. Die Nacht atmet ihren ruhigen Rhythmus. Der sternenbeschriftete Inselhimmel wie ein großes, leuchtendes Segel über unseren Schultern, lakritzschwarz aufgefaltet über der Höhlung der Bucht. Gelegentliches durchs Uferwasser waten, trauten und matten Gedanken nachfüßeln. Gischwärtiger Sand strudelt um die Ferse. Keine Termine. Leicht einen sitzen. COSMIC BALANCE. Retsina auf den Lippen und das gute Gefühl einer längst fälligen Entspannung im Nacken, wie nach einer beiläufigen, kumpelhaft zupackenden Kurzmassage eines lang gekannten Freundes. […]

Photos & Video: Huey Walker playing „Droops“ at Fête de la Musique, 2018

Nach einem eher verregneten Tag, baute Huey Walker zur Fête de la Musique seinen rumpelnden Rollverstärker unter dem großen Baum am Bonhoeffer-Platz in Greifswald auf und ließ die Wassertropfen eine knappe Stunde lang ihre Arbeit an den Gitarren tun und griff als zusätzlicher Musiker selbst hier und da mit Gitarre und Mundharmonika ein.…

Huey Walker spielt "Droops" - Installation für Gitarren und Wassertropfen, live beim Aquanostra Wasserfest in Bad Doberan

Photos: Huey Walker spielt „Droops“ beim Aquanostra Wasserfest 2018, Bad Doberan

Bei sommerlichen 32° spielte Huey Walker zum Auftakt des Aquanostra Wasserfestes in Bad Doberan live mit seiner Installation „Droops“ für Gitarren und Wassertropfen. Auf mechanische Weise tröpfelte das Wasser aus präparierten Gefäßen auf drei, im Park am Kamp positionierte Gitarren und generierte zufällige, tröpfelnde und rieselnde Musik.…

Huey Walker on Tour with „Droops“ zur Fête de la Musique

Am 21. Juni befindet sich das Jahr im vollen Rausch seiner barocken Blüte und die dann folgenden Tage machen, als schleichende Zeiträuber, langsam wieder Platz für die Wärme der breiten, lakritzschwarz in den Horizont gefalteten Nächte. Am 21. Juni findet – um die Verrückungen der Meteorologie und die Verzückungen der Musik zu feiern – alljährlich die Fête de la Musique statt. Huey Walker ist in diesem Jahr mit seiner Installation „Droops“ und einem mobilen Soundsystem unterwegs.…

Buchvorstellung bei Meuterland: Jürgen Hohmuth (Buch) und The Kanadagans (Musik)

Am 20. Dezember 2017 stellt die Reihe Meuterland in Rostock das Buch „Graustufen“ von Jürgen Hohmuth vor. Die in der Bildung und Überwindung von klingender Gräue und tönenden Stufen nicht unberittene Musikgruppe The Kanadagans gestaltet die musikalische Seite dieses Abends. Die Band nähert sich dem Geist von Hohmuths Stadtansichten in assoziativer, klanglicher Weise.…

The Splendid Ghetto-Pipers - I Just Want It To Be A Sound

OUT NOW: The Splendid Ghetto Pipers – I Just Want It To Be A Sound (2017)

„I Just Want It To Be A Sound“ is a vibrant recording of the concert of The Splendid Ghetto Pipers (today: The Kanadagans) on April 5th, 2013 at Ikuwo, Greifswald. The release is a vivid mixture of drugged-up shoegaze-contemplations, somnambulant meditations and minimal-fluctuating ambient-processings — always in search for the endless, perfect, burrowing, wandering sound.…

The Splendid Ghetto-Pipers - Die Gute Besserung

OUT NOW: The Splendid Ghetto Pipers – Die Gute Besserung (2017)

This double-album shows The Splendid Ghetto Pipers, who are nowadays operating under their moniker The Kanadagans, doing some sprawling, puristic guitar-drones, waving through sublime psychedelic noisenoodlings, dreamy contemplations and frizzling freeform freakouts. Norman Records, UK says: „layers and layers of noise, static, hauntingly subtle melodies and tenderly quiet guitars“.…

Frohes Noise – Neujahrsansprache 2017

Befeuert von einer ungerichteten Jahreswechsel-Euphorie erscheinen die ersten Tage eines neuen Jahres ja immer wie ein falsch verkleideter Frühling. Wenn Frau Holle nicht gerade – wie in der Saison 2016/17 – ein Sabbatjahr macht, sind es die selben Schneeauftürmungen, die die Straßen nur schwer überquerbar machen und mit der Schmelze aufgeweichte Böller ununterscheidbar neben frostgeschockter Hundekacke offenbaren……

Huey Walker (Photocredit: Martin Hiller)

Interview: Martin Hiller im Gespräch mit Martin Holz

[…] Immer auf der Suche nach dem ewigen Loop. Die Musik als Folge von Tönen und Tonwechseln, von über-, nach und nebeneinander gelegten Schallfrequenzen, von katzenhaft getatzten Akkorden, von orchestral in alle Richtungen schwemmendem Brei: all das – und dessen Ohr, Bauch und Herz bewurmende Qualität – irgendwie einfrieren als leiernde Schleife, die im eigenen Osszillieren ein Eigenleben entwickelt. Der schleifenschleifbedingte Abrieb, die physikalische Arbeit im Sound, die Körnung und Struktur bringen dann die Variation. Man denke nur an die bis zum Zerschleiß gehörten Mix-Kassetten aus der Jugend, auf denen heute – zerzehrt von tausend Bandsalaten – oft nur noch ein schmirgelhaftes Resterauschen flimmert, das dabei jedoch in sehr deutlichem, unverrauschtem Maße konkrete Gefühle und Erinnerungsmomente, innere Zustände triggert. Die Romantik des Kaputtgehens. Matschiger Zauber und Klangfarbfeldmalerei. Vom Feeling her ein Gefühl wie ein Gedicht von Frank O’Hara, umgesetzt von Andy Kaufman […]

Schaufensterschau-Journal #2: Mach Tee und hol den Tuschkasten, wir kriegen das wieder hin!

Auf der Suche nach dem reinen Wundern an der Welt. In einer Art benjaminbuttonschen Rückwärtsromantik sich die ungefilterte Urbegeisterung am Ungekannten zurückwünschwurschteln wollen. Kinder und Betrunkene haben sowas ja: ganz eigene Reizfilter, die die Eindrücke vom äußeren Drumherum in ein staunendes Wundern umsetzen.…

Als ich mal einige Tage ein Vertreter für Werbeanzeigen war

[…] Wie es sich für einen Anzeigenagenten gehört, erhielt ich eine schwarze Büromappe, in der sich Ausdrucke der zu verkaufenden Musteranzeigen, ein paar Visitenkarten mit meinem Namen darauf sowie ein Kugelschreiber, der, wenn man ihn auf den Kopf stellte und die in seinem hinteren Ende eingefüllte Flüßigkeit absackte, ein weibliches Pin-Up-Modell entblößte. In einem Seitenfach fanden sich ein paar Photos von Motorädern und älteren Männern. Ich war mir nicht sicher, ob hier jemand beim Zusammenstellen meines Starter-Sets geschludert hatte oder ob ich mich einfach gleich Willkommen fühlen sollte wie in einer ebenso verschworenen wie offenbar ziemlich verschrobenen Familie. […]…